11.11.2007: Die Finanzmärkte
3.11.2007: Die Benachteiligten sind die Kinder
11.11.2007: Die Finanzmärkte Sie beherrschen die Realwirtschaft. Sie sind rätselhaft. Sie sind schöpferisch. Sie spielen mit dem Feuer. Wir sind ihnen ausgeliefert.
3.11.2007: In seiner Kolumne “Zur Ordnung” beleuchtet Hans D. Barbier in dieser Woche (F.A.Z. v. 2.11., S. 15) die bildungspolitischen Defizite im Bereich der Grundschulen. Diese seien aufgrund ihrer unzureichenden Mittelausstattung nicht in der Lage, die Nachteile der Kinder von Langzeitarbeitslosen auszugleichen. Der Gesellschaft erwachse “in den sozialen Folgen einer um sich greifenden Gewöhnung an eine sozial alimentierte Dauerarbeitslosigkeit eine Last, deren Gewicht nicht nur in Geldgrößen zu ermessen ist”. Barbier argumentiert, daß den Kindern von Langzeitarbeitslosen die “Hilfe beim Einüben eines bürgerlichen Leistungsverständnisses” fehlen würde. Das ist allerdings ein sehr wichtiger Punkt. Kinder in Haushalten mit prekären Lebensverhältnissen sind in vielen Fällen einem demotivierenden und leistungsfeindlichen Umfeld ausgesetzt. Sie neigen dazu, ihren Eltern weniger Respekt entgegenzubringen und den Zusammenhang zwischen Bildungsanstrengung und sozialer Anerkennung in Ermangelung von Vorbildern zu verkennen. Hinzu kommen die täglichen Erfahrungen mit sozialem Ausschluß und Stigmatisierung. Barbier schließt seinen Beitrag mit einer Mahnung: “Die Benachteiligten aber sind die Kinder. Denn für die Erwachsenen ist es leichter, in der alimentierten Dauerarbeitslosigkeit zu verharren, als es für die Kinder zuträglich ist, dem Prekariat zu entstammen.” Gute Sozialpolitik hat sich zuerst am Wohl der Kinder zu orientieren, denn bei ihnen geht es um die Verteilung von Startchancen. Der nachsorgende Sozialstaat alter Prägung leistet hier zu wenig. Angesichts der Defizite unserer Gesellschaft im Bereich der Chancengleichheit hat die Bereitstellung weiterer Mittel für die Alimentierung älterer Arbeitsloser derzeit nicht die höchste Priorität. Wir müssen langfristig denken und immer mehr Familien aus dem Teufelskreis von Benachteiligung und Ausgeschlossenheit befreien. Wie können wir das erreichen? Das Leistungsniveau beim ALG II sollte insbesondere für Haushalte mit Kindern deutlich erhöht werden. Das betrifft sowohl die Unterkunftskostenregelungen (als Kontrapunkt zur sozialen Segregation) als auch die Regelleistung für minderjährige Kinder, die auf das Niveau erwachsener Haushaltsmitglieder erhöht werden sollte. Parallel dazu sollte das Angebot an individuell zugeschnittenen Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeitsangeboten auf dem sekundären Arbeitsmarkt deutlich erhöht werden.
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